Schülerprojekt 2015/2017 – Ein Blick hinter die Kulissen
Techniker und „Skin Doctors“
Skin Doctors, das ist der Titel des diesjährigen Schülerprojektes, um das sich in den vergangenen Wochen alles gedreht hat. Unsere Klasse lernte sich vor anderthalb Jahren, zu Beginn des neuen Schuljahres der Staatlichen Technikerschule für Weinbau und Gartenbau (LWG), kennen. Wir sind alle junge und dynamische Winzer und/oder Küfer aus den verschiedensten Anbauregionen Deutschlands. Nach dem ersten Halbjahr in der Schule, das sich für uns alle noch als Kennenlernphase anfühlte, ging es im Frühjahr 2016 ans Eingemachte. Das diesjährige Schülerprojekt rief. Wir wurden im ersten Halbjahr zwar schon nah an das Projekt herangeführt, aber welche Ausmaße es annimmt, konnte sich damals noch niemand vorstellen.
Zielfindung
Plötzlich war er da, der Tag der ersten Besprechung im Projektunterricht. Wir haben uns gerade erst richtig kennen gelernt und plötzlich sollen wir mit dem neuen Banknachbarn aus Franken, Rheinhessen, Mittelrhein, Pfalz, Saale Unstrut und Südtirol ein gemeinsames Weinprojekt starten? Einfach genial! Unterschiedliche Typen, Erfahrungen und Ideen kommen zusammen und vereinen sich zu einer gemeinsamen Sache. Dass es bei so vielen unterschiedlichen Köpfen nicht ganz einfach wird, einen gemeinsamen Weg zu finden, war uns von Anfang an klar.
Zurück zum Tag der Besprechung. Wir wollten etwas starten, das noch keiner gemacht hat und so schnell auch nicht nachmacht. Nach langer Diskussion und den verschiedensten Ideen kamen wir darauf, Bukettsorten auf der Maische zu vergären und auszubauen. Dieser Vorschlag verankerte sich schnell in unserer Klasse und verursachte Begeisterung in der gesamten LWG. Nachdem der Beschluss feststand, ging es ganz schnell. Wir wählten die Sorten aus und jeder konnte sich entscheiden, zu welcher Sorte er am liebsten gehen würde. So entstanden fünf Weine und ein Secco, der mehrere Sorten vereint:
- Scheurebe
- Bacchus
- Traminer
- Muskateller
- Sauvignon Blanc
- Blubber (Secco)
Das war die Geburtsstunde des Schülerprojektes und schon eine Woche später lernten wir unsere Schützlinge, die Weinberge, kennen. Ab da gingen die Arbeiten des Projektes los.
Weinberg
Oberstes Gebot, das wir unbedingt erreichen mussten, war 100 % gesundes Lesegut, denn ohne dieses ist eine Maischegärung zum Scheitern verurteilt. Deshalb arbeiteten wir im Verlauf der Vegetationsperiode auf eine hohe Qualität hin. Es galt, die Aufgaben selbständig zu planen und die anfallenden Arbeiten selbst in die Hand zu nehmen. Die ersten Tätigkeiten waren die Reben zu schneiden und zu biegen. Im Laufe des Jahres haben wir alle Arbeiten, die für das Qualitätsmanagement wichtig sind, wie z.B. Ausbrechen, Laubarbeiten und Ertragsregulierung per Eigenverantwortung selbst ausgeführt. In dieser Zeit wurden wir aber immer vom Weinbauversuchsbetrieb der LWG unterstützt. Die LWG-Mitarbeiter haben für uns die von uns geplanten Maschinenarbeiten durchgeführt. In dieser Zeit dienten uns und dem Versuchsbetrieb der LWG selbstangefertigte Fahrpläne, auf denen wir alle Arbeiten niedergeschrieben haben, zur Orientierung.
Keller
Nach Sommerferien und zwei Monaten im großem Auslandspraktikum in Österreich, Südtirol und Frankreich fanden wir uns im November im Keller zusammen. Nach dieser langen Zeit konnten wir jetzt das erste Mal unsere Rohdiamanten probieren. Das Ergebnis war begeisternd. Für die Zeit, in der wir nicht anwesend waren, half der kellerwirtschaftliche Fahrplan. Die Mitarbeiter des Versuchskellers konnten so die Trauben nach unseren Vorstellungen ausbauen.
Die Weine wurden in neuen drehbaren Tonneaus vergoren. Ab diesem Zeitpunkt übernahmen wieder wir die Arbeiten im Keller, um dem Wein den letzten Schliff zu geben: Abstich, Filtration und alle anderen Maßnahmen bis hin zur Füllung.
Marketing
Ein weiteres Hauptaugenmerk lag auf dem Marketing. Nun erst begriffen wir, welches Ausmaß und welche Bedeutung die Sparte der Vermarktung hat. Es galt, ein Konzept, einen Namen und eine eigene Corporate Identity zu schaffen. Eine Grafik-Agentur entwickelte mit uns zusammen den Namen „Skin Doctors“. Das englische Wort „skin“ heißt auf Deutsch „Haut“ und steht für die Maischegärung, das heißt Gärung auf der Beerenhaut. „Doctors“ steht in diesem Fall für die Winzer, die ihre Weine mit der gleichen Sorgfalt pflegen, wie die Ärzte es mit ihren Patienten tun. Nachdem der Name feststand, entwickelten wir Logo, Etiketten und letztendlich das gesamte Produktdesign.
Skin Doctors!
Zum Ende hin kann man sagen, dass das Projekt ein voller Erfolg war. Zum einen schmecken die Weine sehr gut! Zum anderen haben 20 ganz unterschiedliche junge Leute gemeinsam mehrere Weine kreiert, sind während dieser Zeit zusammengewachsen und haben als eine Einheit etwas aus dem Boden gestampft, das es vorher so noch nicht gab. Jeder von uns wird sich an diese Zeit zurück erinnern und das, was wir hier gelernt haben, für den weiteren Berufsweg mitnehmen. Wir sind nicht nur eine Klasse, es haben sich Freundschaften gebildet und natürlich sind wir Skin Doctors!
Übrigens: Unsere Weine kann man kaufen! Alle Informationen rund um die Weine der Skin Doctors gibt es unter skindoctors-franken.de oder unter Facebook: skin Doctors.
Text: Kevin Fleischmann